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Ocean’s Thirteen (Ocean’s 13)

“You think this is funny?” – “Well, Terry, it sure as shit ain’t sad”.

Bei dem Mega-Erfolg von Ocean’s 11 und 12 war eine weitere Fortsetzung der Gaunerkomödie kaum zu verhindern. Und wie schon in den ersten beiden Teilen geht es bei Ocean’s 13 weniger um eine ausgefeilte dramatische Geschichte, sondern vor allem um die coole Inszenierung von Hollywoods Top-Schauspieler-Riege beim Drehen eines großen Coup in glamouröser Casino-Umgebung. Einem guten One-Liner oder einem ausgefeiltem Plandetail zuliebe wird da auch gerne mal die Story weit in den Unglaubwürdigkeitsbereich gedehnt.

Bösewicht ist diesmal Willy Bank (Al Pacino), der Danny Oceans alten Partner Reuben Tishkoff (Elliott Gould) in einem Geschäft ausbootet und ihn dadurch in den Herzinfarkt treibt. Ocean trommelt seine Truppe zusammen, und gemeinsam wird ein komplizierte Masterplan für einen Rachefeldzug ausgeheckt, der Bank nicht nur finanziell ruinieren soll, sondern ihm auch nehmen soll, was ihm lieb und teuer ist (als da wären: eine teure Diamantensammlung sowie die 5-Sterne-Bewertung für sein neues Hotel).

Man merkt den Drehbuchautoren den Spaß an ihrer eigenen Cleverness beim Entwickeln des großen Masterplans an, dabei ist die Grundkonstellation eher… sagen wir… unglaubwürdig. Bösewicht Bank schafft es mit einer schlichten Drohung (”unterschreib oder ich lass dich vom Hochhausdach schmeissen”), seinem Partner Reuben die Hälfte der Casino-Anteile abzuluchsen. Ocean und seine Bande brauchen dann aber monatelange Vorbereitung, Millionen Dollar Investition, viel Glück und die Zusammenarbeit mit dem Erzfeind Benedict (Andy Garcia), um in den folgenden zwei Filmstunden ihre Revanche zu bekommen.

Warum die von Ocean beauftragten Profispieler nun genau eingesetzt und wieder abgezogen werden, was so wichtig an der Kartenspielmanipulation ist oder warum es unbedingt eine Erdbebensimulation braucht, wird nie ganz klar, aber das ist letztlich auch nicht so wichtig. Schließlich geht es vor allem darum, Danny Ocean und seinen Kumpanen dabei zuzusehen, wie sie gut angezogen in der luxuriöser Umgebung rumstehen und Sprüche klopfen. Und wenn man sich auf diese Prämisse einläßt, macht Ocean’s 13 auch – wie die beiden Vorgänger – viel Spaß.

Steven Soderbergh inszeniert das ganze gewohnt lässig, die schauspielerische Leistung ist diesmal allerdings sehr schwankend: Als Totalausfall kann man Ellen Barkin werten, die gemeinsam mit dem diesmal ebenfalls an schwerem over-acting leidenen Matt Damon eine völlig alberne Verführungsszene spielt. Al Pacino als Bösewicht wirkt etwas lustlos, spielt aber selbst auf diesem Niveau die meisten anderen an die Wand. Clooney und Pitt hingegen sind souverän wie immer und auch Andy Garcia überzeugt wieder.

Auch wenn Originalität und Spritzigkeit der ersten Teile fehlen, ist Oceans 13 immer noch sehr solide Unterhaltung. Die allgegenwärtigen Coolness der Edelgauner mit Sonnenbrillen und Designeranzügen wird immer wieder gebrochen durch ironische Seitenhiebe. Vor allem Clooney und Pitt sorgen durch feine Selbstironie und zahlreiche In-Jokes dafür, dass das ganze nicht in allzu glatter Inszenierung erstarrt, z.B. wenn Rusty einen tränenüberströmten Danny Ocean beim Oprah schauen erwischt. Eine sehr schöne Pointe auch zum Schluß, als Rusty alias Bratt Pitt George Clooney ermahnt, demnächst wieder mehr auf sein Gewicht zu achten, und Clooney kontert, Pitt solle sich mal lieber ein paar Kinder zulegen, um ruhiger zu werden – womit die Yellow Press Geschichten der letzten Jahre sehr souverän abgehandelt wären.

Ocean’s Thirteen (Ocean’s 13), USA 2007 – deutscher Kinostart: 07.06.2007
6/10 Punkte
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The Good Shepherd (Der Gute Hirte)

“We Italians, we got our families, and we got the church; the Irish, they have the homeland, Jews their tradition; even the niggers, they got their music. What about you people, Mr. Wilson, what do you have?” –
“The United States of America. The rest of you are just visiting.”

Epische Spionagestory um die Gründung der CIA und einen Agenten, der als Überzeugungstäter beginnt und dann immer mehr in die moralischen Fallstricke des Agentenlebens gerät.

Die Geschichte entwickelt sich sehr zäh und wird bemüht kompliziert in mehreren ineinander verschachtelten Rückblenden erzählt. Der Film beginnt mit der vom CIA gesteuerten Invasion in der kubanischen Schweinebucht, die unter anderem durch einen Verrat in den eigenen Reihen scheitert. Agent Edward Wilson (Matt Damon) versucht, die undichte Stelle in der CIA zu finden. Einen Schnitt weiter sehen wir, wie Wilson zu Studentenzeiten von General Sullivan (Robert de Niro) für den Geheimdienst angeworben wird. Kurze Zeit später befinden wir uns in der Kindheit Wilsons und erfahren vom tragischen Schicksal seines Vaters, um dann wieder weiterzuspringen ins Großbritannien während des zweiten Weltkrieges, wo Wilson seine ersten Agentenjobs wahrnimmt. Das hin und her geht bis zum Ende weiter. Da sich die Macher wohl selbst unsicher waren, ob jemand bei diesen Zeitsprüngen noch durchblickt, hat man ein einfaches Erkennungsmerkmal eingebaut: In jungen Jahren trägt Matt Damon eine unscheinbare Brille. In dem Teil, der Jahrzehnte später spielen soll, obwohl Damon keinen Tag älter aussieht, trägt er eine 60er Jahre gerechte dicke Hornbrille.

Agent Wilson gerät im Laufe der Geschichte immer tiefer in eine Zwickmühle zwischen seiner Loyalität dem Land und dem Geheimdienst gegenüber und der Beziehung zu seinem Mentor, seinen engsten Freunden und seiner Familie, die schließlich in einen klassischen Vater-Sohn-Konflikt führt. Diese Entwicklung wäre ein durchaus packendes Motiv für einen spannungsgeladenen Spionagethriller. Regisseur Robert de Niro verschenkt diese Möglichkeit jedoch durch allzu bemühte regietechnische Wendungen. Die vielen Zeit- und Ortssprünge zusammen mit einem großen Inventar an Haupt- und Nebenfiguren machen die Sache unübersichtlich und teilweise schwer nachvollziehbar. Es wirkt, als solle um jeden Preis Gradlinigkeit vermieden werden, um eine “anspruchsvollere” Dramaturgie zu erzeugen, die aber nur ermüdend wirkt. Dazu trägt auch die um mindestens eine halbe Stunde überzogene Spielzeit von fast 170 Minuten bei.

Auf der Habenseite ist die hochkarätige Besetzung zu vermelden: Neben Hauptdarsteller Damon und de Niro selbst sind die Figuren bis in die Nebenrollen prominent besetzt. Wilsons Frau wird von Angelina Jolie dargestellt, Alec Baldwin gibt einen knorrigen FBI-Agenten, Joe Pesci darf mal wieder einen italienischen Mafiosi spielen, und Martina Gedeck hat als deutsche Mätresse von Wilson ein Gastspiel. Auch produktionstechnisch bewegt sich The Good Shepherd auf hohem Niveau – die Jahrzehnte zwischen zweitem Weltkrieg und Kuba-Krise sind ausstattungsmäßig aufwändig in Szene gesetzt, und die Requisite hat sich alle Mühe gegeben, die jeweiligen Epochen authentisch nachzustellen. Das alles sorgt zumindest für ein paar Schauwerte, die über die langatmige Dramaturgie etwas hinwegtrösten.

The Good Shepherd (Der gute Hirte), USA 2006 – deutscher Kinostart: 15.02.2007
5/10 Punkte
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The Departed (Departed – Unter Feinden)

“When I was growing up, they would say you could become cops or criminals. But what I’m saying is this. When you’re facing a loaded gun, what’s the difference? “

Ich nehme mir eigentlich nach jedem neuen Scorsese Film vor, nie wieder etwas von diesem Regisseurs anzuschauen. Zu sehr habe ich mich schon bei GoodFellas, Casino, Aviator oder Gangs of New York über langatmige Erzählweise, wirre Story und unfokussierte Dramaturgie aufgeregt – und schlicht gelangweilt. Aber irgendwie schafft es Scorsese dann doch immer wieder, mein Interesse zu wecken. Diesmal vor allem durch einen überragenden Cast: Für The Departed hat Scorsese neben den Hauptdarstellern Matt Damon und Leonardo DiCaprio gleich noch die Haudegen Jack Nicholson, Martin Sheen und Alec Baldwin verpflichtet (unter “ferner liefen” dann auch noch “Marky” Mark Wahlberg, der für seine Nebenrolle sogar eine Oscar-Nominierung erhielt). Und diesmal ist das Ergebnis sogar ganz passabel, auch wenn Scorsese sich mal wieder nicht bremsen konnte und zweieinhalb Stunden Spielzeit verbraten hat.

Die Story (übrigens ein Remake des asiatischen Thrillers “Internal Affairs”) ist in ihrer Konstruiertheit erstaunlich effektiv: Sie erzählt die parallele Geschichte zweier Polizisten, der eine als Undercover-Agent in der Mafia eingeschleust, der andere als Mafia-Spitzel bei der Polizei. Es entwickelt sich ein Katz und Maus Spiel zwischen Loyalität, Mißtrauen und Verrat, in dem jeder dem anderen auf die Schliche kommen will. Zum Schluß gibts ein paar Ungereimtheiten (warum etwa muss der Mafiaboss persönlich eine Drogenlieferung abholen, wo er weiß, dass die Polizei ihm dicht auf den Fersen ist), aber das ganze bleibt spannend und wird packend erzählt, nicht zuletzt durch einen sehr kompromisslosen Showdown, bei dem die meisten Protagonisten das Zeitliche segnen.

Überragend spielt Leonardo DiCaprio den verbissenen Undercover-Cop, dagegen fällt Matt Damon erstaunlicherweise ein wenig ab, vor allem wenn er zur Mitte des Films die innere Zerrissenheit des Charakters darstellen soll. Gewohnt souverän agieren Baldwin und Sheen, während Nicholson mal wieder eine sehr typische Jack Nicholson Rolle spielt, mit einer perfekten Gratwanderung zwischen Exaltiertheit, komödienhafter Überzeichnung und Glaubwürdigkeit. So lässig kann das außer ihm wohl niemand.

Aber es wäre kein Scorsese-Film, wenn es nicht auch etwas zu meckern gäbe: Der Schnitt ist katastrophal. Das ganze wirkt, als habe jemand blind die Filmrolle zerschnitten und die Teile dann hastig wieder zusammengeklebt. Das Stilmittel parallel zusammengeschnittener Szenen der Gegenspieler DiCaprio und Damon ist zwar nicht einfallsreich, aber dramaturgisch zumindest noch ganz passend. Die vielen harte Übergänge hingegen, die uninspiriert eingestreute Szenen und Mätzchen wie beschleunigte Wiedergabe wirken extrem beliebig und stören den Erzählfluss. Unglaublich, dass es dafür den Oscar gegeben hat, hier galt vermutlich die Maxime “Hauptsache unkonventionell”. Zum Ausgleich hat Michael Ballhaus für das Mafiaepos extrem stylische Bilder eingefangen, auch wenn sich die Szenen manchmal ein wenig zu sehr in der Inszenierung von Gegenlicht oder im Wasser spiegelnden Neonreklamen gefallen. Alles in allem auf jeden Fall sehenswert, zweieinhalb Stunden Unterhaltung auf hohem Niveau.

The Departed (Departed – Unter Feinden), USA 2006 – deutscher Kinostart: 07.12.2006
7/10 Punkte